Titel: Zurück zu dir

Autor: Vilyana
Kategorie: Nachdenkliches
Rating: ab 6
Anmerkungen: Danke an Valinja fürs Betalesen!
Feedback an: doro@tiski.de
Disclaimer: Gehört alles Tolkien.

Inhalt: Elwing schaut von ihrem Turm aus den Vögeln zu und träumt davon, wieder zu Earendil zu fliegen, wie damals...

Zurück zu dir

Im klaren Wasser spiegelt sich der von Sternen umrandete Mond, der die See in einem hellen Licht erstrahlen lässt. Von hier oben sehe ich euch zu, sehe den Glanz des Wassers, sehe euer Spiel mit dem Wind. Die Zeit seit meiner letzten Reise kommt mir wie eine Ewigkeit vor, schon zu lange ist es her. Ich will wieder fliegen, will mit euch durch die Lüfte gleiten, will wieder zu ihm fliegen. Seit so vielen Jahren bin ich wieder hier auf der Erde, fühle mich so schwer, wenn ich sehe, wie ihr durch den Himmel fliegt, und ich euch nicht folgen kann.

Einsam und alleine stehe ich hier am Fenster, blicke hinaus, nach oben, wo mich alle meine Sehnsucht, alle meine Hoffnung hinführt. Ich liebe ihn noch so stark wie im ersten Augenblick und die Erinnerung lebt fort, Tag für Tag. Mein Herz will die Momente von damals noch einmal erleben, ich will ihn endlich wiedersehen, will ihn endlich wieder in meinen Armen halten können. Ich will wieder fliegen, durch den Himmel, will wieder fliegen mit weißen Flügeln, die mich weiter tragen als selbst die euren, denn auch ihr vermögt ihn nicht zu erreichen, dort oben, fern von allem, geheimnisvoll und doch so vertraut, der Stern der Hoffnung für jene jenseits des Meeres.

Euer Tanz mit dem Wind zeigt mir jedes Mal von neuem die glücklichsten Momente meines Lebens, die mir zeigen, dass Erinnerung noch leben kann. In sanften Kreisen fliegt ihr über das Meer, unter dem Dach des Himmels, ungeachtet jeglicher Grenzen von Raum und Zeit, lasst mich für einen einzigen Augenblick vergessen, wie sehr ich an diese Welt gebunden bin. Ich will fliegen, will wieder mit euch fliegen, doch ich muss warten, hier in meinem Turm, kann nicht mit euch kommen, kann nicht fliegen...

Aber meine Gedanken können es, begleiten euch auf eurer Reise, fliegen mit euch in den Himmel, zu den Sternen, zu ihm, auf seinem nicht endenden Weg durch die Nacht, nachdem er den Elben und Menschen wieder Hoffnung und Rettung gebracht hat, der, der den verdunkelten Westen als erster wieder erreichte.

Ich selbst war es, die damals die Unsterblichkeit für uns wählte, fühle ich mich doch den Elben stärker verbunden als den Menschen, eine Entscheidung, die ich nie bereut habe, und doch ziehen sich die Tage manchmal dahin, wenn ich ihn so vermisse. Ich will endlich wieder mit euch fliegen, durch den Himmel gleiten, will wieder zu ihm fliegen. Ein weißer Vogel war ich damals, an der Brust den Silmaril, strahlend hell, keine Spur des Unheils verkündend, das wegen ihnen geschah, und ich flog zu ihm, mit weißen Flügeln, flog über die dunklen Wellen unter dem düsteren Himmel, flog zu ihm... Und so möchte ich wieder fliegen, alles andere hinter mir lassen, den hohen Turm an der Küste, das nun friedliche Land hinter mir, so wie ich damals die blutige Schlacht hinter mir ließ und mich ins Meer stürzte. Ich will endlich wieder fliegen, will zu ihm fliegen. Doch es ist immer noch der bloße Wunsch, scheinbar unerfüllbar. Ich muss hier bleiben, hier warten, kann euch nur zusehen, wie ihr über das Meer gleitet, mit dem Wind spielt, wie elegant ihr im schwachen Licht erscheint, wenn ihr eure Kreise über den leichten Wellen zieht, sehe das Lichtspiel eurer Schatten mit dem Glanz der Sterne und des Mondes über dem Wasser.

Und wieder erhebt sich eine leichte Brise, nimmt euch mit auf ihren Weg in den Himmel, und wieder bleibt mir nichts als mein Wunsch, mit euch zu kommen. Ich will wieder fliegen, will endlich wieder fliegen, auf hellen Schwingen durch die Lüfte gleiten, frei sein von dieser Erde, will fliegen, will zu ihm fliegen...

Ende

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