Titel: Feuerfall

Autor: Lily
Kategorie: Dramatisches
Rating: ab 16
Anmerkungen: Lyrische Kurzprosa. Wer errät, worum es geht?
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Inhalt: Bedrückend. Dunkel. Erloschen.

Feuerfall

Sie kamen wie Schatten. Schwarze Schatten über grauem Land. Schwarze Schatten über grauer Stadt. Schwarze Schatten über unseren grauen Leben.
Jung und alt, hell und dunkel. Aber grau.

Wer hält uns am Leben?

Einst brannte jeder von uns, hell wie ein blauer Stern. Doch selbst Sterne erlöschen. Ausgebrannt und kalt blieben wir zurück, mit leblosen Gesteinsbrocken in der Brust, verloren im grauen All, ohne eine Sonne, unseren Weg zu leiten. Auseinandergerissen von Flammen und Feuer. Fort vom Licht. Fort vom Leben. Kalt blieben wir zurück und die Dämonen lachten in unser Gesicht, als sie die Nacht über uns brachten.

Wer hält uns am Leben?

In der Ferne brennt der Himmel über dem grauen Land. Bringt Flammen und hinterlässt Asche. Schwärze. Schatten in der Nacht. Unser Schicksal endet hier. Wir fürchten keinen Teufel mehr, keine Dämonen, kein Fegefeuer und keine Hölle, denn all dies fanden wir im Leben. Als die Sterne erloschen, kam es auf die Erde; als das erste Gestein entzwei ging, war es für uns bereits lange zu spät. Bereits damals lachten die Teufel in unseren tauben Ohren. Heute übertönen sie unsere Schreie mit ihrem Hohn.

Einst brannten unsere Augen mit dem Licht blauer Sterne. Heute spiegelt sich in den leeren grauen Höhlen nur noch der Sturm. Der Sturm und das Feuer.

Einst brannte jeder von uns so hell wie ein Stern.

Einst stand jeder von uns in Flammen, bevor wir schwanden und so grau wurden wie das Land, auf dem wir lebten, wie die Stadt, die uns am Leben hielt. Heute führen unsere Straßen zurück in die Nacht, in die Schwärze, die einst die Sterne gebar. Die brennende Dämmerung schwindet in das graue Zwielicht des Abends. Bald schon kommt die Nacht. Sie hört nicht mehr unsere stummen Schreie. Keine Kerze vermag es, sie zu durchdringen.

Stumm schreien wir hinein in die Schwärze, beten um Rettung zuerst, flehen um Erlösung, als die Flammen kommen. Die Nacht schweigt zurück.

Niemand entzündet die Sterne.
Wir fallen wie Feuer.

Ende

(c) 2006 by Lily

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