Titel: Ab die Post

Autor: Terry Pratchett
Kategorie: Fantasy

Ab die Post

von Terry Pratchett

In "Ab die Post" von Terry Pratchett bekommt der zum Tode verurteilte Feucht von Lipwig vom Patrizier der Stadt Ankh-Morpork eine zweite Chance als Postminister.

Feucht, ein "geborener Krimineller, Betrüger durch innere Berufung, gewohnheitsmäßiger Lügner, perverses Genie und jemand, der absolut nicht vertrauenswürdig ist", wird unter dem Namen Albert Spangler gehängt. Kurz darauf erwacht er im Büro des Patriziers, muss sich einige Theorien über Engel und das Prinzip Hoffnung anhören und bekommt die Aufgabe, das vollkommen heruntergekommene Postministerium wieder auf Vordermann zu bringen - die Alternative besteht aus einer Tür mit einem kleinen Schönheitsfehler: "Dahinter gab es nichts, auch keinen Boden. In der Art eines Mannes, der alle Möglichkeiten ausprobiert, zog er den Rest des Löffels aus der Tasche und ließ ihn fallen. Es dauerte eine Weile, bis er das Klirren hörte."

Mit dieser interessanten Wahl konfrontiert, nimmt Lipwig das Angebot an und sieht sich einigen Problemen gegenüber: Ein von Tauben bevölkertes Postamt, in dem Millionen Briefe, die teilweise erst in fünfzig Jahren geschrieben werden, sich dank einer sehr kaputten und sehr magischen Sortiermaschine bis zur Decke stapeln, ein uralter Postbote namens Tolliver Grütze, der nadelversessene Stanley, ein Golem als Bewährungshelfer und nicht zu vergessen die liebe Konkurrenz, angeführt von Reacher Gilt, der laut dem Patrizier "ein sehr... erfinderischer Mann [ist]." Feucht gewann den Eindruck, dass dies eine vorsichtige Umschreibung von ‚mörderischer Schuft' war."

Aber Feucht, mit neugewonnenem Eifer und einer Menge Erfindungsgeist, ist nicht gewillt, kampflos das Feld zu räumen...

"Ab die Post" ist mittlerweile mein sechster Scheibenwelt-Roman und es ist erstaunlich, was für zynische Spitzen man in diesen Büchern entdecken kann, wenn man sich erst einmal an Pratchetts Stil gewöhnt hat. Das Buch hat alles, was eine gute Geschichte ausmacht: einen Helden, einen Bösewicht, eine zu erfüllende Aufgabe, jede Menge im Weg stehende Probleme und jemanden, der zum Schluss sehr selbstzufrieden lachen kann. An einigen ganz wenigen Stellen zieht es sich für ein, zwei Absätze ein wenig in die Länge (auch das gehört irgendwie dazu), aber ansonsten ist das ganze Buch eine einzige große überraschende Wendung.

Mir persönlich hat das Buch so gut gefallen, dass ich es innerhalb einer Woche dreimal gelesen habe, nicht zuletzt, weil mein persönlicher Pratchett-Lieblingscharakter, der Patrizier Lord Vetinari, darin eine recht große Rolle einnimmt.

Leseprobe 1:

Feucht hatte ein Talent. Außerdem hatte er sich gewisse Fähigkeiten so gründlich angeeignet, dass sie ihm in Fleisch und Blut übergegangen waren. Er hatte gelernt, sympathisch zu sein, doch etwas in seinen Genen bewirkte, dass man sich nicht an ihn erinnerte. Er verfügte über das Talent, nicht aufzufallen, nur ein Gesicht in der Menge zu sein. Anderen Leuten fiel es schwer, ihn zu beschreiben. Er war... "ungefähr". Er war ungefähr zwanzig oder ungefähr dreißig. In Berichten der Wache überall auf dem Kontinent war er zwischen ungefähr eins siebzig bis ungefähr eins achtzig groß, und der Farbton seiner Haare reichte von mittelbraun bis blond, und der Mangel an besonderen Merkmalen betraf sein ganzes Gesicht. Er war ungefähr... Durchschnitt.

Leseprobe 2:

"Ich werde die Universität verklagen! Ich werde die Universität verklagen!", heulte Grünlich. Er warf einen Stuhl nach dem Omniskop. Auf halbem Wege verwandelte er sich in einen Schwarm Tauben, die voller Furcht zum Dach emporflatterten.
"Oh, bitte, verklage die Universität!", donnerte Ridcully. "Wir haben einen ganzen Teich voller Leute, die versucht haben, die Universität zu verklagen..."
"Ruhe", sagte Vetinari.
Es war kein sehr lautes Wort, aber es hatte eine Wirkung wie ein Tropfen Tinte in einem Glas mit klarem Wasser. Das Worte breitete sich mit Kringeln, Knäueln und Ranken aus und kam überallhin. Es erstickte die Geräusche.

Terry Pratchett - Ab die Post / Going Postal
Goldmann Verlag, 2005
ca. 444 Seiten


Geschrieben von: Lily

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