Titel: Die Nachtwächter

Autor: Terry Pratchett
Kategorie: Fantasy

Die Nachtwächter

von Terry Pratchett

In dem Roman "Die Nachtwächter" von Terry Pratchett geht es um Samuel Mumm, der auf eine unfreiwillige Reise in die Vergangenheit geschickt wird und dort mit allerlei Problemen zu kämpfen hat, ehe er in seine Zeit zurückkehren kann.

Samuel Mumm, der Kommandeur der Stadtwache, ist auf der Jadg nach dem gefährlichen Verbrecher Carcer, der schon mehrere Nachtwächter umgebracht hat, als ihn eine Kombination aus einem magischen Gewitter und seiner momentanen Position auf dem Dach der Universitätsbibliothek dreißig Jahre in die Vergangenheit transportiert - zusammen mit Carcer.

Als er dort erwacht, muss er feststellen, dass Carcer auch hier in dieser Zeit bereits Schaden angerichtet hat. Die Stadtwache der Vergangenheit besteht aus korrupten Männern, die nur Wächter geworden sind, weil man für wenig Bezahlung fast nicht arbeiten muss; die Stadt selbst steht am Rand eines Bürgerkriegs, einer Revolution. Samuel Mumm ist als Gefreiter gerade der Wache beigetreten. Doch John Keel, der Mann, der sein Lehrer war, der aus den Feiglingen der Wache innerhalb weniger Tage entschlossene Nachtwächter machte und das Volk mit möglichst wenig Opfern durch die Tage der Revolution führte, ist tot - ermordet von Carcer. Und Mumm sieht sich nun gezwungen, Keels Platz und Namen einzunehmen, um zu verhindern, dass die Revolution in einem Gemetzel und er selbst als korrupter Wächter endet.
Was sagten die geheimnisvollen Mönche doch gleich, während sie ihm erklärten, warum er noch bleiben müsse und nicht sofort in seine Zeit zurückkehren könne?
"Die Geschichte findet einen Weg", es seien nur Details, die sich verändern.

"Die Nachtwächter" und die sogenannten "Scheibenwelt"-Romane im Allgemeinen wirken immer wie ein Zerrbild unserer Welt, das die verschiedensten Zu- und Misststände mehr oder weniger offensichtlich ins Lächerliche zieht. Das im Roman aufgegriffene Thema der bürgerlichen Revolution wird durch den zeitgereisten Mumm von jemandem präsentiert, der es besser weiß, da er all dies schon erlebt hat und Reaktionen von Offizieren, einfachen Leuten und Politikern genau einzuschätzen vermag. Fast philosophische Gedanken zu Themen wie "Was ist eigentlich das so oft genannte Volk?" und einfallsreiche Ideen mit einer großen Portion Sarkasmus begleiten den Leser durch fünf endlos scheinende Tage, abgerundet von kleinen Seitenhieben auf unsere "reale" Welt, zum Beispiel das dem Oval Office entsprechende Rechteckige Büro, der Alte Tom (respektive Big Ben) und viele mehr.

Ich halte das Buch wegen der gelungenen Mischung aus verschiedensten Ideen, dem Sarkasmus und den interessanten, vielschichtigen Personen (Mumm, Vetinari, Reg Schuh) für absolut lesenswert. Einziges Manko für Neueinsteiger ist vielleicht die große Personenzahl, aber die Verwirrung hielt sich zumindest bei mir in absolut legitimen Grenzen.

Leseprobe:

"Aber um der Gerechtigkeit Willen muss man sagen, dass es die Soldaten mit Wurfgeschossen zu tun bekamen, und einer von ihnen wurde schwer verletzt", fügte Tilden hinzu, als läse er die Worte von einem Zettel.
Und dann ist natürlich alles in Ordnung, dachte Mumm.
"Was für Wurfgeschosse, Herr?"
"Obst, wie ich hörte. Es könnten auch einige Steine dabei gewesen sein." Mumm stellte fest, dass Tildens Hand zitterte. "Soweit ich weiß, war der Brotpreis der Grund für den Aufruhr."
Nein. Bei einem Protest geht es um den Brotpreis, sagte Mumms innere Stimme. Zu einem Aufruhr kommt es, wenn Leute in Panik geraten, die zwischen Idioten auf Pferden und anderen Idioten, die "Ja, genau!" rufen und nach vorn drängen, festsitzen. Und letztendlich verantwortlich dafür ist ein Narr, der sich von einem mit Greifzirkel und Lineal ausgerüsteten Wahnsinnigen beraten lässt.
"Im Palast glaubt man, dass revolutionäre Elemente die Wachhäuser angreifen könnten", sagte Tilden langsam.
"Im Ernst, Herr? Warum?"
"Weil revolutionäre Elemente so etwas tun", antwortete Tilden.

Terry Pratchett - Die Nachtwächter / Night Watch
Goldmann Verlag, 2002
c.a. 410 Seiten


Geschrieben von: Lily

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