Titel: Weiberregiment

Autor: Terry Pratchett
Kategorie: Fantasy

Weiberregiment

von Terry Pratchett

In „Weiberregiment“ von Terry Pratchett beschließt Polly Perks, Soldat zu werden, um ihren verschwundenen Bruder Paul zurück nach Hause zu holen.

Das kleine, bettelarme Borograwien liegt ständig im Krieg mit seinen Nachbarn. Von der Herrscherin gibt es seit vielen Jahren nur noch Bilder zu sehen. Das Land ist inzwischen so ausgeblutet, dass sogar Vampire und Trolle rekrutiert werden. Doch man kappt auch noch eine wichtige Nachrichtenverbindung und bringt so die einzige Großmacht der Scheibenwelt, das ferne Ankh-Morpork, gegen sich auf. Im Tal des Kneck stehen sich bald die Heere gegenüber, Flüchtlingsströme sind unterwegs, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Allianz der Feinde den Sieg über Borograwien erringt. Eine wichtige Festung ist bereits umzingelt. Da entschließt sich Polly Perks, Soldat zu werden und ihren Bruder Paul aus dem Militär heimzuholen. Sie verkleidet sich als Junge, nennt sich Oliver und lässt sich von einem Rekrutierungstrupp anwerben. Polly bemerkt bald, dass sie nicht die einzige Frau im Regiment ist. Zwar ist es in Borograwien streng verboten, dass sich Frauen wie Männer kleiden, aber das letzte Aufgebot zieht unverdrossen in die Schlacht, um die Festung zu stürmen und die gefangenen Landsmänner zu befreien...

„Weibberregiment“ ist ein Bilderbuch-Scheibenweltroman, der es zwar nicht an die Spitze, aber doch recht weit nach oben in mein buchregalinternes Ranking geschafft hat. Zu verdanken hat das Buch diesen Platz der Pratchett-typischen Mischung aus triefendem Zynismus, gekonnter Satire und erzählerischem Geschick. Was als Einzelkampf Pollys beginnt, endet als „Weiberregiment“, was als chaotischer Haufen in den verlorenen Kampf zieht, rettet das Land und stürzt das Heer damit in die tiefe Verlegenheit, von Frauen befreit worden zu sein, ein Problem, das sich nur durch ganz bestimmte Endhüllungen beheben lässt... Die Situation, die im Buch geschildert ist, so lustig, wie sie auch scheint, hat immer einen leicht morbiden Grundton, da man kontinuierlich schwankt zwischen „Es darf doch nicht wahr sein“ und „Traurig, aber wahr“. Mir persönlich sind die Charaktere, mit Ausnahme des Vampirs Maladikt, nicht ganz so sympathisch wie in manch anderen Scheibenweltbüchern, aber das ist sehr subjektiv, da ich etwas wählerisch in dieser Hinsicht bin.

Fazit: Unbedingt weiterzuempfehlen! Nicht verpassen!

Leseprobe:

Polly fragte sich, ob Jackrum jemals schlief. Als sie Wache hielt, erschien er plötzlich hinter ihr und sagte: „Rate mal, wer hinter dir steht, Perks! Du sollst hier Ausschau halten und den grässlichen Feind sehen, bevor er dich entdeckt. Was bedeuten die vier S?“
„Statur, Schatten, Silhouette und Schein, Feldwebel!“, antwortete Polly und nahm Haltung an. Sie hatte mit so etwas gerechnet.
Der Feldwebel zögerte kurz, bevor er fragte: „Du hast es gewusst, nicht wahr?“
„Neinherr! Ein kleiner Vogel hat es mir beim Wachwechsel geflüstert, Herr! Er meinte, du hättest ihn gefragt, Herr!“
„Oh, Jackrums kleine Jungs tun sich gegen ihren guten alten Feldwebel zusammen, wie?“, fragte Jackrum.
„Neinherr. Die Gruppe teilt wichtige Informationen in einer kritischen Situation, bei der unser Überleben auf dem Spiel steht, Feldwebel!“
„Du bist nicht auf den Mund gefallen, Perks, das muss ich dir lassen.“
„Danke, Feldwebel!“
„Aber wie ich sehe, stehst du nicht in einem verdammten Schatten, Perks, und du hast auch nicht versucht, deine verdammte Statur zu verändern. Deine Silhouette zeichnet sich im verdammten Licht ab, und dein Schwert scheint heller als ein Diamant im Ohr eines verdammten Schornsteinfegers! Welche Erklärung hast du dafür?“
„Es ist wegen dem einen F, Feldwebel!“, sagte Polly und sah weiter geradeaus.
„Und das wäre?“
„Farbe, Feldwebel! Ich trage verdammtes Rot und Weiß in einem verdammten grauen Wald, Feldwebel!“

Terry Pratchett – Weiberregiment / Monstrous Regiment
Goldmann Verlag, 2004
ca. 416 Seiten


Geschrieben von: Lily

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