Laurea Earenya

Kapitel 3: Laurea Earenya

Samweis klang ungeduldig. "Herr Frodo…", begann er und klopfte ihm auf die Schulter. "Nun komm schon, ich habe Hunger."
Frodo seufzte tief. "Ich aber nicht, Sam.", antwortete in einem Ton, von dem er hoffte, dass Sam dann nicht beleidigt sein würde.
Doch durch die Augen seines Freundes schimmerte nichts außer Sorge, als er Frodo ansah. Langsam setzte er sich neben ihn und Gandalf auf die Kaimauer. "Frodo.", versuchte er es noch einmal. "Wie lange willst du noch hier sitzen, Woche für Woche? Es hat doch keinen Sinn…"
"Doch, hat es.", widersprach Frodo leise. "Ich weiß einfach, dass dieses Schiff kommen wird, Sam, Gandalf. Und darauf werde ich warten… warum auch nicht? Habe ich nicht Zeit?" Er sah seine beiden Freunde nicht an, richtete seinen Blick starr auf das weiter, glitzernde Meer hinaus.
Und stutzte.
"Ein Schiff…", murmelte er kaum hörbar.
"Was sagtest du?", fragte Gandalf, während er aufstand und sich reckte. Dann schirmte er mit einer Hand die Augen ab und blickte in die Richtung, in die Frodo aufgeregt deutete. Er war aufgesprungen, kletterte auf die niedrige Mauer, um besser sehen zu können. Sam, der seinen Hunger augenblicklich vergessen hatte, hüpfte neben ihm auf und ab, soweit es sein schon fortgeschrittenes Alter erlaubte.
Gemeinsam starrten die drei auf das graue Schiff, das sich langsam seinen Weg durch den regen Verkehr auf See bahnte. Die weißen Segel wurden eingeholt… langsam lief es in den Hafen ein.
Mittlerweile waren schon mehrere Elben verwundert stehen geblieben und beobachteten das merkwürdige Gespann, das dort auf der niedrigen Mauer stand und wie wild herumhüpfte - doch das störte sowohl die Hobbits als auch Gandalf herzlich wenig. Für sie zählte nur eines: Dieses Schiff.
"Glaubst du wirklich…."
"Ich kann es nicht sehen, die Sonne blendet…."
Wie eine Person sprangen die beiden schließlich von der Mauer, als das Schiff anlegte. Sich den Weg durch die Mengen an Elben bahnend, rannten Frodo und Sam die langen Stege hinab, Gandalf dicht hinter ihnen. Der Zauberer machte sich keine Mühe, eine würdevolle Erscheinung zu bewahren. Kopfschütteln und verständnislose Blicke folgten ihnen, manchmal auch zornige von den Elben, die die beiden Hobbits angerempelt hatten. Es kümmerte sie nicht.

Während er darauf wartete, endlich an Land gehen zu können, konnte Legolas sich ein breites Lächeln nicht verkneifen. Zu schön war es anzusehen, wie die ansonsten gleichmäßig voranströmende Menge der Elben auf den Kais jäh durchbrochen wurde von diesen zwei kleinen Gestalten, gefolgt von einem alles andere als ehrwürdigen Weißen Zauberer.
"He, was soll das?", rief jemand ärgerlich, ein Elb, der beinahe ins Hafenbecken gefallen wäre, nachdem einer der Hobbits ihn angestoßen hatte.
Doch sie blieben nicht stehen.
"Legolas!"
Er lächelte und ging in die Knie, während Frodo und Sam in seine Arme flogen und ihn beinahe erdrückten. Zum ersten Mal seit langer Zeit vergaß er all die Trauer, die sein Herz so lange gefangen gehalten hatte. Vergaß Sehnsucht und Schmerz, die seiner Seele den Frieden gestohlen hatten. Fest drückte er die beiden kleinen Gestalten in seinen Armen an sich, spürte Frodos Schultern leicht beben.
Sanft schob er die beiden von sich. "Was sagte Gandalf dir, Sam, als er und Frodo damals gingen?", fragte er, mit einer mahnend hochgezogenen Augenbraue und stand wieder auf.
"Ich will nicht sagen, weinet nicht - denn nicht alle Tränen sind von übel.", antwortete Gandalf anstelle des Hobbits.
Die vier sahen sich einige Augenblicke still an, nicht mehr wahrnehmend die tuschelnden Elben um sie herum, und brachen schließlich in befreiendes Gelächter aus.
"So viele Jahre.", meinte Gandalf und umarmte Legolas herzlich. "So viele Jahre haben wir gewartet. Oder besser: Frodo hat gewartet."
Frodo nickte heftig. Aber das Warten hatte nun ein Ende.
Während die vier langsam den Kai verließen, peinlich berührt angesichts der Menge, die sich vor ihnen teilte, begann die Perlenstadt Alqalonde in der Abendsonne leuchten. Niemals hatte die Stadt so geglänzt, so lange sie existierte - und sie würde es nie wieder tun. Nur heute, an diesem Tag.
Am goldenen Tag des Meeres.

Ende

(c) 2004 by Lily

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