Sand der Zeit

Der zweite Monat

Kapitel 10: Ganz miese Gefühle

Coruscant, Jedi-Tempel, Krankenstation

Cilghal legte den Kopf schief und sah sich die Ergebnisse der Untersuchung noch einmal genauer an.
"Was ist los?", fragte ihr Patient, Kam Solusar, hinter ihr mit leiser Besorgnis und hob den Oberkörper von der Liege.
Cilghal murmelte etwas Unverständliches und wies 2-1B an, den Test zu wiederholen.
Kam setzte sich vollends auf, mit einiger Mühe.

Die Mon Calamari winkte ihm, dass er sitzen bleiben solle.
"Es wird nicht lange dauern, Kam. Habt bitte ein wenig Geduld", schalt sie den Jedi-Meister, der sie misstrauisch musterte.
"Ich weiß, dass etwas mit mir nicht in Ordnung ist, Cilghal", stellte er fest. "Ich weiß, dass es etwas Ernstes ist. Und dass es heute morgen noch nicht da war."
Die Heilerin seufzte leise. "Ja. Deswegen habe ich die Ergebnisse auch überprüfen lassen", entgegnete sie beschwichtigend und nahm die erneut geprüft und für richtig befundenen Daten von dem medizinischen Droiden entgegen.

"Kam, dies mag jetzt eine sehr persönliche Frage sein, aber ich sehe mich dazu gezwungen, sie zu stellen: Ihr habt keine Erinnerung an Eure Kindheit im Jedi-Tempel, nicht wahr?"
"Nein, ich erinnere mich nicht daran", erwiderte Kam ohne größeres Unbehagen.
"Aber an alles, was seit dem Angriff auf den Tempel geschah, könnt Ihr Euch erinnern?" Als der Jedi nicht sofort antwortete, spezifizierte sie: "Wisst Ihr, ob Ihr in Eurer Kindheit großen Mengen an Strahlung ausgesetzt gewesen seid, wie bei einem Reaktorunfall oder etwas ähnlichem?"

Kam stieß langsam Luft aus. "Ich habe kleinere Erinnerungslücken, auch nachdem ich den Tempel verlassen habe, aber nein, nicht, dass ich wüsste. Warum fragt Ihr?"
Wäre Cilghal ein Mensch gewesen, hätte sie auf ihrer Unterlippe gekaut, ehe sie antwortete. "Eure Zellen weisen einige Mutationen auf, die durch eine Art Strahlungsbelastung in der Kindheit oder frühen Jugend auftreten können."
Er blickte sie mit großen Augen an, brachte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. "Warum treten die Symptome erst jetzt auf? Und was kann man dagegen tun?"
"Ich werde Euch ein Präparat erstellen lassen, dass die Auswirkungen bekämpft. Es ist keine ernste Störung, jetzt, wo ich sie erkannt habe. Zu Eurer ersten Frage... ich habe 2-1B alles überprüfen lassen. Vor dem heutigen Tag hattet ihr diese Mutation nicht."

"Ich verstehe nicht viel von Medizin", murmelte Kam. "Aber das sollte nicht möglich sein, oder?" "Nein", stimmte Cilghal widerwillig zu. "Das sollte es nicht. Ich werde Meister Solo davon in Kenntnis setzen."
"Wovon?"
"Meister Solo!"
Jacen stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und sah finster zwischen den beiden Meistern hin und her.
"Der Rat trifft sich in vierzig Minuten zu einer Notsitzung", informierte er sie. "Und ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr Eure Kommlinks nicht ständig ausschalten würdet", fügte er hinzu, in einem ruhigen Tonfall, sich daran erinnernd, dass er mit zweien seiner ehemaligen Lehrer sprach. "Wovon wolltet Ihr mich in Kenntnis setzen?"

°°°

Coruscant, Senatsgebäude

Mimik und Auftreten des Jedi-Meisters waren beherrscht und ruhig. Selbst der erfahrenste Politiker konnte nicht erraten, was er dachte, nicht einmal der Ausdruck seiner Augen verriet ihn. Doch Corran wusste, dass Luke Skywalker diese Gefasstheit nur mit Mühe aufrecht erhalten konnte. In seinem Innern schwirrten die Gedanken, kontrollierter Ärger über das arrogante Auftreten der Senatoren, Sorge über die Merkwürdigkeiten, über eine mögliche Eskalation.
Er schien etwas zu wissen oder vielleicht auch nur zu ahnen, gab vor dem Senat jedoch Unwissen an, hatte die Senatoren damit beruhigt, dass er bereits Jacen Solo auf den Fall angesetzt hatte und dass nach und nach immer mehr Informationen zusammengetragen wurden.

Schweigend schritten die beiden später nebeneinander her durch einen breiten Gang im Senatsgebäude, der sie zu dem Hangar führen würde, in dem ihr Shuttle auf sie wartete. Es war bereits tiefe Nacht; dennoch herrschte hier immer noch geschäftiges Treiben, Politiker aus allen Teilen der Galaxie eilten umher, flankiert von ihren Leibwächtern.
/Ähnlich wie Luke/ überlegte Corran mit einem Anflug von Zynismus. /Aber wenn es nach ihm ginge, wäre er alleine hier./ Er zog seinen Mantel enger um sich, als sie den zugigen, dunklen Hangar betraten. /Warum mache ich mir eigentlich die Mühe? Es wäre doch viel einfacher, wenn... was?/

Er wäre beinahe in Luke hineingelaufen, der urplötzlich stehen geblieben war und stirnrunzelnd den Kopf zu einer Seite geneigt hatte.
"Corran", wisperte er so leise, dass nur der Corellianer es hören konnte, und deutete mit einer Hand in Richtung des Shuttles. Corran merkte, wie er seine Präsenz verbarg und zurück in einen tiefen Schatten trat. Als er ihm folgte, erkannte auch er die beiden dunklen Gestalten, die sich am Heck des Shuttles zu schaffen machten.
Der jüngere Jedi fluchte lautlos. Er hätte die beiden schon längst bemerkt haben sollen, bevor er mit Luke den Hangar betreten hatte. Fast nicht zu hören waren die Geräusche, die die beiden Gestalten verursachten, während sie an der Naboo II schraubten - und das bestimmt nicht, um vorteilhafte Modifikationen vorzunehmen. Nach einer schnellen Probe war er sich aber sicher, dass die beiden keine Dunklen Jedi waren.
/Und nicht mal klug genug, um eine Wache aufzustellen./

Corran beschloss, dass er genug gesehen hatte. Er griff nach seinem Kommlink, informierte knapp das Sicherheitszentrum des Senats und verlangte sofortiges Eingreifen. Dann erwischte der Luke am Arm und verfrachtete ihn, den stillen Protest ignorierend, wieder zurück in den Korridor, aus dem sie gekommen waren. Dort kam ihnen auch schon ein Trupp Sicherheitsleute entgegen.
"Ich besorge uns einen anderen Transport. Wir müssen so schnell wie möglich zurück zum Tempel", bemerkte der Corellianer grimmig. Luke wollte antworten, doch er fuhr ungerührt fort: "Die Befragung können andere übernehmen." Aber auch ihn juckte es in den Fingern, selbst herauszufinden, wer die Saboteure geschickt hatte und was genau sie manipuliert hatten.

Zwei Minuten später betraten sie einen kleineren, hell erleuchteten Hangar, wo sie zu einem komfortablen Gleiter geführt wurden.
"Danke, Commander", wiegelte Corran den übereifrigen Verantwortlichen ab, schob Luke leicht in Richtung der Rampe, was ihm einen resigniert-ärgerlichen Blick einbrachte, und sprang anschließend selbst hinein. Augenblicklich hob das Gefährt ab und verließ den Hangar in Richtung des Jedi-Tempels.
"Ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache", meinte Luke unruhig.
"Hätte ich auch, wenn ich gerade zum x-ten Mal das Ziel eines versuchten Anschlags geworden wäre", grummelte Corran unverblümt.
"Das meine ich nicht", war die leise Antwort.

Corran stutze innerlich und warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Luke saß still da, gegen das Fenster gelehnt, und sah hinaus auf die erleuchtete Stadt. Seltsam war der Unterton gewesen, der in seiner Erwiderung mitgeschwungen hatte, so, als ob er gedanklich mit etwas anderem beschäftigt war. Der ältere Jedi war tief in die Macht gesunken und untersuchte... was? Ein unterschwelliges Gefühl von Gefahr. Luke runzelte die Stirn und sah weiterhin konzentriert aus dem Fenster.
"Wir haben die Route zum Tempel verlassen", flüsterte er in die Stille hinein.

Corran blickte erst ihn verdutzt an, dann rasch aus dem Fenster, schließlich nach vorne, wo hinter einer dunkeln Scheibe die Silhouette des Piloten gerade eben sichtbar war, und fluchte. Er griff in der Macht aus und versuchte, einen Eindruck von den Gedanken des Mannes zu bekommen, scheiterte aber kläglich an einer stabilen, dunklen Wand im Geiste des Menschen.
Gerade, als er sich zurückziehen wollte, bemerkte er, wie Luke sich ebenfalls an einer Manipulation versuchte, wie er geduldig und sorgfältig einen Weg durch die Mauer suchte und ein wenig weiter vordrang, aber bald aufgab.

"Jemand hier weiß ganz genau, was er tut. Es ist fast, als ob er besessen wäre", meinte er. "Wenn ich durchbräche, würde er Schaden nehmen."
"Wenn nicht, nehmen wir Schaden", gab Corran zurück. "Ich würde ja einfach die Kontrollen beeinflussen, wenn ich könnte", fügte er bedeutungsvoll hinzu.
Luke seufzte und langte mit seinem Geist nach der Steuerung des Gleiters, brach aber sofort wieder ab.
"Zu spät", murmelte und deutete aus dem Fenster nach unten. Gleichzeitig setzte das Gefährt nicht ganz sanft auf einer Landeplattform auf und wurde augenblicklich von mehreren Dunklen Jedi umstellt.

"Ich glaube es einfach nicht", zischte Corran, wütender auf sich selbst als auf die Angreifer, und griff nach seinem Lichtschwert. Luke antwortete nicht, sondern betätigte die Schaltfläche, die die Luke des Gleiters öffnete, ehe er sich abrupt zurücklehnte, um zwei auf Betäubung gestellten Blasterschüssen auszuweichen.
"Netter Empfang", hörte er Corran noch sagen, als dieser mit Hilfe der Macht hinaussprintete, einige Schüsse mit seiner Klinge umleitete und sich dann mit einem der Dunklen Jedi auf ein Duell einließ.

Luke war dabei, ihm zu folgen, als sich plötzlich der Dunkle Geist aus dem Piloten zurückzog. Der Mann brach auf der Stelle zusammen, leichenblass, und veranlasste den Jedi-Meister dazu, kurz innezuhalten und ihn in eine tiefe Heilungstrance zu versetzen.
/Sie sind zwar nicht sonderlich gut, aber wir sind hoffnungslos in der Unterzahl/ hörte er den jüngeren Meister Minuten später durch die Macht rufen, während er den zweiten Dunklen Jedi tödlich verwundete.
Luke selbst kämpfte gerade mit seinem vierten Gegner; die anderen drei lagen, zwei bewusstlos, einer tot, am Boden.
/Ich bin für jeden Vorschlag dankbar/ schickte er zurück. /Doch ich bezweifle, dass sie verhandeln wollen./
/Ich war mir überhaupt nicht darüber im Klaren, dass es so viele Dunkle Jedi gibt!/ rief der Corellianer frustriert, senkte kurz sein Schwert und schickte seinen völlig überraschten Gegner mit einem gezielten Faustschlag ins Land der Träume.

/Ich vermute, sie haben alle verfügbaren Kräfte für diesen Schlag zusammengezogen/ sandte Luke nachdenklich zurück, das Chaos um ihn herum anscheinend ignorierend.
Ein erneuter Anflug von Schuldgefühlen traf Corran. Die Worte klangen nicht beschuldigend, aber dennoch wurde ihm bewusst, dass er diesen Anschlag hätte verhindern müssen.
Lukes sanfte Stimme zwischen seinen Schläfen riss ihn aus diesen Gedanken. Der Jedi-Meister schickte eine Welle Zuversicht und ein Bild, einen Fluchtplan.
/Wir reden später, Corran. Konzentriert Euch und achtet auf den Rodianer hinter Euch. Auf mein Signal./

°°°

Coruscant, Jedi-Tempel, Ratsgemächer
Stille herrschte in der matt erleuchteten Ratskammer.
Einige der Ratsmitglieder wären wohl unruhig in ihren Sesseln herumgerutscht, wären sie nicht Jedi gewesen; niemand wagte es, das Schweigen zu brechen, denn Jacen war, ganz entgegen seiner Natur, ausnehmend schlecht gelaunt und barsch, was unangebrachte Unterbrechungen anging. Dazu zählte er heute alles, was die Diskussion nicht voranbrachte oder gar eine Lösung bot. Da niemand weiter wusste, schwiegen die Meister auf ihren Plätzen, mit Ausnahme von Kam Solusar. Dieser hatte sich auf die Sessellehne seiner Frau Tionne gesetzt und beruhigend einen Arm um ihre Schultern gelegt. Ihre Augen waren leicht gerötet, ihr Gesicht blass; als sie erfahren hatte, dass auch Kinder verschwunden waren, die sich unter ihrer Obhut in der Krippe befanden hatten, war sie entsetzt gewesen.

Ben Skywalker stand etwas abseits an einem Wandpaneel und arbeitete sich durch die Aufgaben, die Jacen an ihn abgetreten hatte. Hauptsächlich Büroarbeit, wie er mit sorgfältig kontrollierter Resignation feststellte. Bewunderung für seinen Cousin stieg in ihm auf, als er sah, was dieser alles mit strenger Organisation und vielen Überstunden erledigen musste.
Einen anderen Teil seiner Aufmerksamkeit widmete er den Gesprächen der Ratsmitglieder, oder im Moment eher ihren Nicht-Gesprächen.

Zwei unangemeldete Besucher durchbrachen die zum Zerreißen gespannte Atmosphäre des Raumes. Ben bemerkte, wie beide fast unmerklich zusammenzuckten, als Jacen, der mit einer fließenden Bewegung auf die Beine gekommen war, sie scharf anblickte.
"Jaina, Jagged, was soll das?"
Seine Zwillingsschwester fing sich sofort wieder, so dass fast niemand ihr kurzes Zögern bemerkte. "Vergebt uns die Unterbrechung, Meister Solo, aber wir glauben, ein weiteres Puzzlestück gefunden zu haben. Um genau zu sein, hat Simé es gefunden, als sie vor ein paar Minuten im Apartment der Meister Skywalker war, um sich einige Datenchips zu holen."

Mara blickte auf. "In unserem Apartment? Was hat sie gefunden?", fragte sie eindringlich und ging in Gedanken alles durch, was sich in der Wohnung befinden könnte.
Jagged Fel trat einen halben Schritt an seiner Frau vorbei und reichte Jacen mit einem höflichen Nicken einen etwa faustgroßen, in ein Stofftuch eingehüllten Gegenstand.
Sein Schwager schlug den Stoff zurück.

"Das ist eine corellianische Arbeit. Das Abbild einer Feuerlilie", sagte Kyle Katarn in die Stille hinein, erhob sich und trat neben Jacen, um den Kristall, aus dem die Blüte geschliffen war, näher in Augenschein zu nehmen. "Nicht außerordentlich wertvoll, obwohl sie selten sind."
"Moment", murmelte Tionne, die Jedi-Historikerin, löste sich von ihrem Ehemann und gesellte sich zu ihnen. "Wir sollten zur Sicherheit Corran fragen, aber ich bin mir recht sicher, dass die Feuerlilie ein Symbol der Corellianischen Jedi war. Und dass der Besitz eines solchen Abbildes auf Freundschaft zu ihrem Orden verweist."
"Ein Umstand, der den kleinen Fehler aufweist, dass der Corellianische Jedi Orden nicht mehr existiert und dass ich diese Blüte noch niemals gesehen habe", fügte Mara hinzu.

"Also... sind wir uns einig, dass sie ein ‚Puzzlestück' ist?", fragte Kyle langsam.
Jacen drehte sich sehr langsam um und setzte sich in seinen Sessel. Sein Blick wanderte von der Blüte zu dem leeren Platz neben sich, auf dem normalerweise Meister Skywalker saß.
/Ich bin so nah dran, Meister/ dachte er. /Ich kann es fühlen. Nur noch ein Puzzleteil und ich werde wissen, was hier vor sich geht. Aber was für eins?/

°°°

Coruscant, irgendwo ganz weit unten

"Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache", murmelte Corran lange Minuten später langsam und versuchte sich zu orientieren. "Meister, habt Ihr eine Ahnung, wo wir hier sind?"
"Abgesehen von der Tatsache, dass es eines der unteren Level Coruscants ist? Herzlich wenig. Aber wir bewegen uns gerade vom Tempel weg", fügte Luke nach einem kurzen Tasten in der Macht hinzu, nicht gerade glücklich über diesen Umstand. Aber ihre Verfolger ließen ihnen kaum eine andere Wahl. Er sandte seine Machtsinne erneut aus, eindringlicher dieses Mal, und zögerte einen winzigen Moment.

"Meister?", fragte Corran sofort, warf einen halben Blick über die Schulter und folgte dem Jedi anschließend in eine dunkle Seitengasse hinein. "Stimmt etwas nicht?"
/Fühlt selbst/ kam eine angespannte, fast abwesende Antwort.
Corran gehorchte, nur noch mehr besorgt, und spürte Sekunden später, worauf sein Freund hinauswollte. Für ihn war es nur wie ein weit, weit entfernter Windhauch, aber es war eine Störung in der Macht, direkt vor ihnen.

/Ich fühle es so stark wie einen Orkan/ murmelte Luke besorgt und nachdenklich, aber ohne seinen Lauf zu verlangsamen.
"Sollten wir dann vielleicht nicht besser...", begann der Corellianer neben ihm, brach jedoch ab, als Blasterschüsse die engen Wände trafen und Funken auf die beiden Meister hinabregnen ließen.
"Ich glaube, umkehren wäre im Moment keine gute Idee", stellte Luke fest und wehrte weitere Schüsse mit seiner grün schimmernden Klinge ab, ohne sich umzusehen oder langsamer zu werden. "Es gefällt mir nicht... aber ich spüre auch keine Gefahr."

/Eher im Gegenteil/ fügte er in einem sorgfältig abgeschirmten Teil seines Geistes hinzu und lief weiter, wissend, dass sein Begleiter ihm ohne Zögern folgen würde, gleich wohin.
"Wir haben keine Wahl", sagte er nachdrücklich. "Lieber gehe ich dieses Risiko ein, als... die Konsequenzen tragen zu müssen, wenn sie uns kriegen."
Corran presste die Lippen zusammen, wohl wissend, dass der Meister mit den ‚Konsequenzen' weniger meinte, dass er verschleppt werden könnte, sondern eher die Wahl der Mittel, mit denen er sich gegen die Dunklen Jedi verteidigen müsste.
Der Corellianer konzentrierte sich auf die Störung vor ihm in der Hoffnung, mehr darüber herauszufinden, ob es eine Präsenz war, eine Verschiebung, eine Erinnerung...

°°°

Coruscant, Jedi-Tempel, Ratsgemächer

Erneut war Stille über die Ratskammer gekommen, denn auch, wenn Jacen sich nach Entdecken dieses weiteren Puzzleteils etwas gezügelt hatte, war er immer noch ungewöhnlich leicht reizbar. Kyle Katarn, der ehemalige Händler, hatte die Feuerlilie mittlerweile an sich genommen, betrachtete sie und murmelte immer mal wieder etwas in den grauen Bart, Jacens ungehaltene Blicke geflissentlich ignorierend.

Und erneut wurde die Stille unangekündigt unterbrochen. Dieses Mal sprang Jacen nicht auf, sondern blickte nur ehrlich überrascht, als das hektische Piepsen und Tuten eines gewissen Astromechs aus dem Vorraum drang.
Die Türen gingen auf und R2 raste hinein, prallte mit einem der Sessel zusammen und trudelte weiter in die Mitte der Stühle, bevor sein optischer Sensor Jacen fand. Laute aller möglichen und unmöglichen Tonhöhen füllten den Raum.

"Ben?", fragte Meister Solo mit einer Mischung aus Neugierde und Resignation.
"Langsam, langsam, mein Kleiner", beruhigte sein ehemaliger Padawan den kleinen Droiden. Stirnrunzelnd versuchte er, sich einen Reim auf die hektischen Tonfolgen zu machen.
"Du hast ein Bild gefunden?", fragte er nach einer Weile und erntete ein zustimmendes Tröten. "In den Überresten der Archive der Alten Jedi... und was ist daran so wichtig? - Dann zeig es uns, wenn wir uns das selbst ansehen sollten!"
Ein weiteres Zwitschern, dann projizierte R2-D2 ein Bild in die Mitte des Raums.

Es war kein unvertrauter Anblick. Wie seit einiger Zeit auch im Neuen Jedi Orden, war es in der Alten Republik Tradition gewesen, Hologramme von Meistern und Padawanen für die Archive zu machen.
Dieses spezielle Bild zeigte einen Jedi-Padawan mit schwarzem Haar in dunkelgrauer Kleidung, der stolz wirkte, vielleicht fast trotzig. Dicht hinter ihm stand sein Meister, ein nicht sehr großer Jedi in bodenlangen Gewändern, der mit hellen Augen in das Objektiv blickte.
Jacen schluckte. Das letzte Puzzlestück fiel an seinen Platz.

Neben ihm schnappte Mara noch überrascht nach Luft, während er bereits nach seinem Kommlink griff und eine ihm nur allzu bekannte Frequenz eingab.

°°°

Coruscant, immer noch irgendwo ganz weit unten

Luke versetzte der uralten und verrosteten Tür vor ihnen einen Stoß mit der Macht, um den Weg frei zu räumen, und fühlte, wie Corran ihm blind in die absolute Dunkelheit dahinter folgte, die selbst der Schein zweier Lichtschwerter kaum zu durchdringen vermochte.
Sogar das Piepsen seines Kommlinks wurde verschluckt.

Er schnappte nach Luft, als die Störung in der Macht mit der Kraft eines Blitzes auf ihn einschlug und seine Konzentration brach. Er meinte noch, Corran in der Ferne seinen Namen rufen zu hören, bevor es nur noch Schwärze gab.

Wird fortgesetzt...

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